Mineralwasser und Leitungswasser: Verschiedene Produkte mit unterschiedlicher Herkunft
Der Unterschied zwischen Mineralwasser und Leitungswasser und warum das eine nicht das andere ersetzen kann
Mineralwasser und Leitungswasser stillen unseren Durst und wir sind auf beide Wasserarten fürs Leben angewiesen. Auch wenn Wasser gleich Wasser zu sein scheint, sind es doch zwei komplett verschiedene Produkte. Während Mineralwasser durch seine ursprüngliche Reinheit ein naturbelassenes Produkt ist, muss das Lebensmittel Leitungswasser meist zuvor aufbereitet werden. Die unterschiedliche Herkunft, Behandlungsschritte, Inhaltstoffe und Verwendungszwecke verdeutlichen die Unterschiede.
Mineralwasser ist ursprünglich rein
Mineralwasser ist durch einen sogenannten „Begin-of-the-Pipe“-Ansatz geprägt: Das heißt, es muss bereits an der Quelle einwandfrei sein und diese natürliche, hohe Qualität muss bis auf den Tisch des Verbrauchers gewährleistet bleiben. Mineralwasser ist einst als Niederschlag ins Erdreich eingedrungen und über Jahrzehnte durch verschiedene Boden- und Gesteinsschichten gesickert. Diese haben das Wasser auf natürliche Art und Weise gefiltert und gereinigt, bis es letztlich mikrobiologisch einwandfrei ist. Auf seinem Weg nach unten hat das Regenwasser Mineralstoffe und Spurenelemente an sich gebunden und gespeichert, sodass es zu einem Mineralwasser wurde. Schließlich sammelt es sich in einem vor Verunreinigungen geschützten Hohlraum, von wo es nach oben gefördert werden kann.
Bei Mineralwasser sind nur wenige Behandlungsschritte erlaubt
Bereits an der Quelle ist Mineralwasser ursprünglich rein und deshalb direkt trinkbar. Für alle Mineralbrunnen gelten die in der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) vorgeschriebenen Grenz- und Orientierungswerte. Wenn diese sicher und dauerhaft unterschritten werden, wird Mineralwasser als einziges Lebensmittel in Deutschland amtlich anerkannt. Eine Desinfektion mit Chlor oder anderen chemischen Mitteln ist strengstens verboten. Eisen, Schwefel, Mangan und Arsen dürfen mittels Ozon oder physikalischer Verfahren aus optischen beziehungsweise geschmacklichen Gründen entzogen werden. Außerdem dürfen sie Kohlensäure entfernen oder zusetzen. Die charakteristische Zusammensetzung darf der Abfüller aber nicht verändern.
Bis zum Öffnen der Flasche ist die gesundheitliche Unbedenklichkeit jederzeit in vollem Umfang gewährleistet, da Mineralwasser zur Sicherung der ursprünglichen Reinheit direkt von der Quelle in die PET- oder Glasflasche abgefüllt wird.
Mineralstoffe: Mineralwasser hat häufig höheren Gehalt
Der Verbraucher hat an jedem Ort in Deutschland die Möglichkeit, aus einer Vielzahl unterschiedlich mineralisierter Mineralwasser-Produkte mit verschiedenem Kohlensäure-Gehalt auswählen zu können. In Deutschland gibt es rund 500 verschiedene Mineralwässer. Jedes verfügt über eine eigene und natürliche Zusammensetzung und Konzentration von Mineralstoffen und Spurenelementen, die konstant sein muss und nicht verändert werden darf. Das Resultat ist ein einzigartiger Geschmack. Der Konsument hat somit die Möglichkeit, sich ein Mineralwasser auszusuchen, das seinem persönlichen Geschmack und Mineralstoffbedarf entspricht: die Bandbreite des Gesamt-Mineralstoffgehalts bei Mineralwasser reicht von unter 50 Milligramm pro Liter bis zu deutlich mehr als 2.500 Milligramm pro Liter.
Eine repräsentative deutschlandweite Untersuchung von Mineralwasser und Leitungswasser, die an der Universität Paderborn 2020 durchgeführt wurde, kommt hinsichtlich des Mineralstoffgehaltes zu eindeutigen Ergebnissen: So liegen die durchschnittlichen Calcium- und Magnesiumgehalte bei 234 untersuchten Mineralwässern (Ca 179,6 mg/l und Mg 51,6 mg/l) signifikant über den vergleichbaren Mineralstoffgehalten von 216 geprüften Leitungswässern (Ca 77,4 mg/l und Mg 12,7 mg/l). Mineralwasser weist damit im Schnitt einen viermal höheren Mineralstoffgehalt auf. Zudem ist die Bioverfügbarkeit vor allem von Calcium und Magnesium aus Mineralwasser besonders gut. In Deutschland trinken die Menschen rund 123 Liter Mineralwasser pro Kopf pro Jahr. Statistisch decken sie damit rund 25 Prozent ihres empfohlenen Flüssigkeitsbedarfs von rund 1,5 Litern.
Leitungswasser wird in der Regel aufbereitet
Wegen seiner Herkunft kommt bei Leitungswasser das sogenannte „End-of-the-Pipe“-Prinzip zum Tragen: So wie es beim Verbraucher an der Wasseruhr ankommt, muss es einwandfrei sein und gleichzeitig die Anforderungen erfüllen, die der Rohrleitungstransport und die vielfältigen Verwendungszwecke an die Zusammensetzung des Leitungswassers stellen. Dazu wird das Rohwasser jedoch in der Regel in nachgelagerten Prozessen zu Trinkwasser aufbereitet.
Das Wasser aus dem Hahn setzt sich zu zwei Dritteln aus Grundwasser zusammen, das zumeist oberflächennahen und selten auch aus tieferen Wasservorkommen entnommen wird. Ein Drittel stammt aus Flüssen, Seen und Talsperren oder wird aus dem Uferboden gefiltert. Obwohl Grundwasser in der Regel eine gute Qualität aufweist, ist laut Umweltbundesamt (UBA) in vielen Regionen eine chemische oder physikalische Aufbereitung nötig. Oberflächenwasser muss laut UBA dagegen grundsätzlich aufbereitet werden. Ist die Qualität des Rohwassers nicht gut, können die Wasserversorger gemäß der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) zum Beispiel Chlor oder Aktivkohle zur Aufbereitung und Desinfektion einsetzen. Obwohl Grundwasser in der Regel eine gute Qualität aufweist, ist laut Umweltbundesamt (UBA) in vielen Regionen eine Aufbereitung notwendig. Oberflächenwasser muss laut UBA dagegen immer aufbereitet werden.
95 Prozent des Leitungswassers werden nicht getrunken
Leitungswasser wird nur zu 5 Prozent zum Trinken bzw. zur Nahrungszubereitung verwendet. Der überwiegende Teil von 95 Prozent entfallen auf ganz andere Zwecke, wie Duschen oder Putzen. Leitungswasser muss daher bezüglich seiner Wasserhärte und seines Gehaltes an gelösten Mineralstoffen möglichst neutral beschaffen sein. Deshalb können dem Leitungswasser je nach Bedarf Mineralstoffe zugesetzt oder entzogen werden.
Regelmäßige Kontrollen gewährleisten, dass die Qualität des Leitungswassers mit den Vorschriften und Grenzwerten der Trinkwasserverordnung übereinstimmt. Dabei garantiert Der Wasserversorger die gesundheitliche Unbedenklichkeit bis zum Hausanschluss. Von dort bis zum Hahn kann es jedoch zu Verunreinigungen kommen, die in der Hausinstallation begründet sind: Erstens in den Hausrohren und Armaturen , etwa durch Blei oder Kupfer. Zweitens stellt der Wasserpartikelfilter an der Wasseruhr und der Perlator am Wasserhahn ein Hygienerisiko dar, da sich bei beiden durch die Verkalkung leicht Bakterien ansiedeln können. Aus diesen Gründen kann nach Auffassung des UBA Stagnationswasser, also Wasser das unmittelbar nach dem Aufdrehen aus dem Hahn kommt und länger als vier Stunden in der Leitung gestanden hat, nicht zur Zubereitung von Speisen und Getränken ohne ausreichenden Vorlauf genutzt werden.