
„Natürlichkeit und Nachhaltigkeit zum Trinken: Was die meisten über Mineralwasser nicht wissen“
Ein Gespräch mit Prof. Dr. Tim Breitbarth, internationaler Nachhaltigkeitsexperte, Professor an der Swinburne University in Melbourne und Freund von Mineralwasser.
„Mineralwasser ist ein Naturprodukt, das ohne aufwendige Verarbeitung oder künstliche Zusätze auskommt. Zudem hat es einen vergleichsweise geringen CO2-Fußabdruck, da es direkt aus der Quelle abgefüllt wird und in Deutschland eher regional vertrieben wird. Maßgebend für die ökologische Nachhaltigkeit sind auch die gewachsenen Kreislaufwirtschaftssysteme: Mehrwegflaschen werden bis zu 50 Mal wieder befüllt, Einweg-PET-Flaschen im Pfandsystem erreichen eine Recyclingquote von rund 98 Prozent.“

Frage: Kritiker behaupten, dass Leitungswasser die nachhaltigere Wahl sei. Wie sehen Sie das?
Prof. Dr. Breitbarth: Ein direkter Vergleich ist schwierig, weil beide Produkte eine völlig unterschiedliche Ausgangssituation haben. Mineralwasser ist von Natur aus ursprünglich rein und stammt aus geschützten Quellen, während Leitungswasser auch aus Oberflächenwasser besteht und häufig aufbereitet wird. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben muss Mineralwasser in Flaschen abgefüllt werden, während Leitungswasser in Rohrleitungen transportiert wird.
Frage: Gibt es noch unentdeckte Nachhaltigkeitspotenziale in der Branche?
Prof. Dr. Breitbarth: Absolut. Der nächste große Schritt wäre ein flächendeckendes Bottle-to-Bottle-Recyling. Wenn es gelingt, das Rezyklat für PET-Flaschen in einen geschlossenen Kreislauf zu bringen, so dass aus einer Flasche wieder eine Flasche wird und nicht Rucksäcke und Pullover, wäre das ein Meilenstein. Heute haben Getränkehersteller noch keinen exklusiven Zugriff auf das Rezyklat ihrer eigenen recycelten PET-Flaschen. Digitale Technologien könnten zudem helfen, die Transportwege weiter zu optimieren. Große Potenziale gibt es auch bei der Energieversorgung: Immer mehr Mineralbrunnen setzen auf erneuerbare Energien und optimieren ihre Prozesse, um die CO2-Emissionen kontinuierlich weiter zu reduzieren.
Frage: Wird Mineralwasser in Zukunft noch nachhaltiger?
Prof. Dr. Breitbarth: Die Branche zeigt, dass ökologische Nachhaltigkeit nicht nur ein fernes Ziel ist, sondern mit konkreten Maßnahmen fortlaufend umgesetzt wird. Viele Unternehmen arbeiten aktiv daran. Die nächsten Jahre werden spannend, denn technologische Innovationen können den ökologischen Fußabdruck weiter reduzieren – ein großer Hebel ist wie in anderen Branchen die Logistik. Das ist ein branchenübergreifendes, wirtschafts- und klimapolitisches Thema, das einzelne Unternehmen nicht lösen können. Die Transformation in Verkehr und Gütertransport spielt hier eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer regionalen, meist jahrhundertelanger Geschichte ihrer Quellen, setzen sich viele Mineralwasserproduzenten auch für den Schutz von Böden und Agrarflächen ein – beides hat neben dem Grundwasserschutz zugleich positive Wirkung auf den Klima- und Artenschutz.
Frage: Was können Verbraucher tun, um ihren Wasserkonsum nachhaltiger zu gestalten?
Prof. Dr. Breitbarth: Verbraucher haben mehr Einfluss, als sie denken. Wer auf regionale Quellen achtet, vermeidet lange Transportwege. Die Rückgabe von Pfandflaschen ist wichtig, um den Kreislauf in Gang zu halten. Und wer bewusst konsumiert – also nicht unnötig Wasser verschwendet und auf Mehrweg bzw. Recycling achtet – leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Frage: Welche Botschaft würden Sie den Verbrauchern mit auf den Weg geben?
Prof. Dr. Breitbarth: Zum einen bin ich ein Freund von Mineralwasser, weil es ein äußerst gesundes Lebensmittel ist. Zum anderen zeigt sich, dass Nachhaltigkeit keine Einbahnstraße ist. Unternehmen müssen Verantwortung für die ökologischen Wirkungen ihres Wirtschaftshandelns übernehmen – das kann eine Gesellschaft wahrlich verlangen und zum Beispiel politisch einfordern. Gleichzeitig können Verbraucherinnen und Verbraucher durch ihre regelmäßigen Kaufentscheidungen mitbestimmen, in welche Richtung sich eine Branche entwickelt, indem sie nachweislich nachhaltigere Angebote aktiv unterstützen. Mineralwasser ist ein Zukunftsmodell für nachhaltigen Konsum, wenn es seine qualitativen Produktmaßstäbe, regional-ökologischen Ambitionen, technologische Innovationsfähigkeit und kommunikative Transparenz beibehält.